Picasso: Mediterrane Landschaft

Ávila (5. - 12. Mai 2007)

Ávila, diese Stadt, aber vor allem die Ávila-Fahrt als solche, wird wohl vielen als ein tolles Erlebnis in Erinnerung bleiben. Für die Schüler war diese Fahrt fast so etwas wie Urlaub. Man konnte zwar nicht ausschlafen, aber man hatte viel Freizeit, die Abende standen einem zu freien Verfügung und sonst war auch fast alles ok. Für die Lehrer war es eher eine Abwechslung, eine Pause, in der der Schulalltag fernblieb, aber trotz der großen Verantwortung, die die drei begleitenden Personen innehatten, blieb es auch für sie eine Zeit, in der man Spaß hatte.

Am Samstag ging es endlich los, der Tag der Abreise war angebrochen. Knapp 50 Personen strömten Richtung Hauptbahnhof, um sich dort zu treffen und endlich in den Zug zu steigen. Nach Anwesenheitskontrolle und letzten organisatorischen Besprechungen ging es dann auch schon los. Die Zugfahrt und der Weg zum Flughafen verliefen reibungslos; das Einchecken war flott hinter sich gebracht, da Lufthansa einen extra Gruppenschalter offen hatte. Aufgrund der Pünktlichkeit mussten noch ein bis zwei Stunden Wartezeit überbrückt werden, die allerdings schnell vorbei waren und so konnte man dann um 11:40 abheben und den knapp zwei Stunden dauernden Flug antreten.

In Madrid wurde nicht viel Zeit mit Warten verschwendet und wir stiegen direkt in den Transfer-Bus, der uns nach Ávila brachte. Dort erwartete uns erst mal ein Regenschauer und die offizielle Begrüßung durch Herrn Dr. Rutkowski, den Chef der Sprachschule, in der wir sieben Tage lernen würden. Nachdem uns die Gastfamilien aufgenommen hatten, ging der eigentliche Aufenthalt los: Man richtete sich in den Zimmern der Familien ein und gegen Abend gingen sogar einige auf eigene Faust los und erkundeten die Stadt.

Sonntag, 9 Uhr am der Plaza Santa Ana: Die komplette Gruppe macht sich für die Busfahrt nach Salamanca bereit. Salamanca ist für ihre Universität und die zwei Kathedralen berühmt, außerdem ist die Plaza Mayor in Salamanca der größte und schönste Platz in Spanien. In Salamanca selbst hatte man eher freie Wahl, was man an Sehenswürdigkeiten besuchen und ansehen wollte. Auswahl hatte man auf jeden Fall genug. Also ging man in kleinen Grüppchen los und machte die Stadt unsicher, sei es Sight-Seeing oder das Shoppen in den zahlreichen Boutiquen. Die Cafés in Salamanca waren auch nicht gerade spärlich gesät, und so konnte jeder noch gemütlich die Stadt genießen, während die Bedienung für das Wohlergehen sorgte. Als die Zeit sich so langsam dem Ende neigte, traf man sich wieder an der Plaza Mayor, einige noch Eis schleckend, und machte sich bereit, wieder Richtung Bus zu gehen. Noch einmal durchgezählt und dann verabschiedete man sich von Salamanca und fuhr zurück in unser kleines Städtchen. Gegen Abend konnte man dann die Stadterkundung des Vorabends fortsetzen, manche nutzten aber auch die Zeit um das Nachtleben der Stadt zu erforschen, - bis auf ein bis zwei kleine Disko-Bars gab es aber eher wenig.

Am Montag wurden die Schüler auch gleich in zwei Gruppen eingeteilt und unser Lehrer José-Luís García fing sogleich mit seinem Unterricht an. Es stellte sich heraus, dass Josés Unterricht nicht den Erwartungen entsprach: Es war nämlich viel besser; Vokabeln- und Grammatiklernen blieben nämlich komplett außen vor – man redete nur bzw. man hörte zu. Selbstverständlich alles auf Spanisch und man kann sogar sagen dass fast jeder Schüler gut mitkam und sich einbrachte. Das lag teilweise an der guten Stimmung im Unterricht, denn José war eher ein scherzhafter Mensch, der es auch verstand Schüler mal auf den Arm zu nehmen, aber es lag auch an seiner Erfahrenheit im Umgang mit Schülern. Auf jeden Fall waren die ersten Stunden Unterricht eine Überraschung, im positiven Sinne und der ein oder andere freute sich wohl sogar auf die nächste Unterrichtsstunde. 

Am Nachmittag führte uns José ein bisschen in der ummauerten Altstadt Avilas herum und zeigte uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie die Kathedrale oder die gigantische Mauer, die um die komplette Altstadt herumführt und sogar noch vollständig erhalten ist. Das Wetter war gut und man hörte gespannt dem “Reiseführer” zu, welcher natürlich nur auf Spanisch referierte. Nach der Führung hatten wir Freizeit und bevor man sich dem sehr spärlich gesätem Nachtleben widmete, welches Montags bis Donnerstags unauffindbar blieb (von den Bars abgesehen), ging wohl jeder noch zu seiner Gastfamilie um zu essen, zu duschen oder einfach eine Pause zu machen.

Am Dienstag genossen wir erst mal wieder den Unterricht unseres Lehrers José. Wir waren ja in zwei Gruppen aufgeteilt, folglich durfte auch schon die erste Gruppe “ausschlafen”. Da man aber die Stunden immer getauscht hatte, wurde niemand benachteiligt und jeder konnte dann zweimal ausschlafen. Wie dem auch sei, der Unterricht war, wie beim ersten Mal, super und machte Spaß. Mittags durften wir dann eine längere Pause machen und viele testeten auch die örtlichen Leckereien oder ob die Pizza dort genauso gut schmeckt wie bei uns (ja). Gegen Nachmittag machten wir einen etwas längeren Spaziergang zu einem Park um dort gemütlich Zeit zusammen zu verbringen, sei es mit Fußballspielen oder einfach im Schatten sitzen und Kartenspielen. Übrigens hier ein Lob an unsere sportliche Frau Burgos, der wir es zu verdanken haben, dass sie bei einer Joggingtour an dem Park vorbeigekommen ist und wir deswegen einen schönen Platz hatten, unseren Nachmittag zu verbringen. Glücklicherweise war auch ein Supermarkt in der Nähe, bei dem man für die ein oder andere Abkühlung sorgen konnte. Gegen Abend gingen dann auch die meisten wieder Richtung Zuhause und so mancher konnte auch schon die öffentlichen Verkehrsmittel austesten, wobei man sich mit Avila glücklich schätzen kann, denn die Stadt ist so klein, dass man im Prinzip von jedem Punkt aus, jeden Teil der Stadt in allerhöchstens 45 Minuten erreichen konnte.

Während des Abendessens durften dann auch viele etwas Typisches beobachten: Die Menschen dort mögen Kartoffeln. Allerdings war es dann doch die Minderheit, die bei fünf von sechsmal  Essen, Kartoffeln genießen durften. Der Abend stand einem wieder zur freien Verfügung und man konnte gemütlich den vierten Tag in Spanien ausklingen lassen.

Am Mittwoch machten wir uns auf den Weg nach Segovia, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Kaum in den Bus eingestiegen, ging es auch in einem hohen Tempo los und dank dem vielleicht doch etwas temperamentvollem Fahren ging es sogar noch ein bisschen schneller und so waren wir schon am späten Vormittag vor der Stadt. Nachdem alle mit Plänen ausgestattet worden waren lief man zusammen in einem Bogen um die Stadt herum, durch einen Park, der an der Stadtmauer entlang verlief. Danach gingen wir hoch in die Altstadt zur Plaza Mayor und die Schüler bekamen Freizeit um sich um ihr Mittagessen zu kümmern und auf eigene Faust ein bisschen in der Stadt herumzulaufen oder Kirchen bzw. die Kathedrale zu besichtigen. Nach der Mittagspause machte sich die Gruppe Richtung “Alcázar de Segovia”, einer Burg, die teils von den Christen und teils von den Mauren gebaut wurde, auf. Der Alcázar ist eine wunderschöne Burg, welche am Rand der Felszunge gebaut wurde, auf der Segovia steht. Dort angekommen, genossen wir die schöne Aussicht auf die komplette Umgebung der Stadt, welche, da es noch Frühling war, grün und saftig war. Nachdem man einen finalen Treffpunkt ausgemacht hatte, durften wir wieder alleine die Stadt erkunden. Und so traf man sich am Ende der nächsten Sehenswürdigkeit, dem Aquädukt der Stadt. Es wurde von den Römern erbaut und ist ca. 900 Meter lang, ein gigantisches Bauwerk, das man sogar als Wasserleitung weiterbenutzt hatte – bis in die 80'er Jahre! Nach dem folgenden kurzen Weg, stieg man dann auch in den Bus und fuhr wieder nach Ávila um sich von den Gastfamilien verköstigen zu lassen und wieder einen gemeinschaftlichen Abend mit den Mitschülern zu verbringen.

Der Donnerstag verlief vormittags wie gewohnt, wir waren in der Schule und folgten dem Unterrichte Josés. Nach einigen Stunden hatten wir dann „ausgelernt“ und durften eine lange Mittagessenspause machen um dann am Nachmittag wieder mit dem Programm weiterzumachen:Geplant war eine Besichtigung der Mauer, ein Flamenco-Tanzkurs und ein gemeinschaftliches Abendessen.

Die Mauerbesichtigung war ein tolles Erlebnis für alle, denn diese gigantische, alte Mauer (Weltkulturerbe!), die die Altstadt umkreist, ist wirklich ausgezeichnet erhalten, obwohl sie schon Jahrhunderte alt ist. Außerdem konnte man von der mehr als 10 Meter hohen Mauer bzw. ihren Türmen die auf einen Berg gebaute Stadt betrachten. Der eintrittspflichtige Rundgang war somit eine wunderbare Gelegenheit, die Stadt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und auch den ein oder anderen Blick auf die schöne, noch grüne und saftige Umgebung zu werfen. Als die Sonne sich dann Richtung Horizont senkte, war es Zeit für unseren Tanzkurs, der aber dann doch von vielen eher misstrauisch aufgenommen wurde. Wieder in zwei Gruppen aufgeteilt, gingen wir in unser Klassenzimmer und warteten auf unsere temperamentvolle Tanzlehrerin; unsere Lehrer übrigens waren teilweise auch mit dabei. Auf dem Programm stand Flamenco, einer der typischsten spanischen Tänze. Wir lernten einfache Grundschritte einer Variante, die bei Prozessionen getanzt wird. Pünktlich fingen wir auch gleich mit ein paar Tanzschritten an. Der Erfolg stellte sich aber nur bei einigen wenigen ein, komischerweise vor allem bei den weiblichen Schülern, wobei man auch erwähnen sollte, dass es auch den ein oder anderen, ja schon fast begabten Tänzer gab. Und ehe man sich versah, war die Tanzstunde auch schon fast um und die andere Gruppe stand auch bereit, um den feurigen Rhythmus des Flamenco zu spüren zu bekommen.

Nach der Tanzstunde hatten alle selbstverständlich einen riesigen Hunger, folglich durfte das Essen nicht lange auf sich warten lassen. Unser Essen war natürlich typisch spanisch: es waren tapas, die wir im „patio“, also im Innenhof unserer Schule aßen und die extra von einem Restaurant geliefert wurden. Für eine kleine Nachspeise und Getränke war natürlich auch gesorgt. Als alle gesättigt waren und alles aufgeräumt war, wurde die Veranstaltung aufgelöst und wie immer hatten wir den kompletten Abend Freizeit und konnten das Flair Avilas genießen.

Am Freitag durften wir noch eine tolle Exkursion erleben, die uns in ein Naturschutzgebiet auf einer Hochebene führte. In der Früh trafen wir uns, wie üblich für Exkursionen, an der Plaza Santa Ana, um dort in unseren Bus einsteigen zu können. Glücklicherweise war das Naturschutzgebiet nicht weit entfernt und wir waren nach ca. einer Stunde auch schon dort. Nach einer Wanderung beschlossen wir, uns an einem schönen Plätzchen im Schatten niederzulassen. Dort gab es erst mal eine kleine Feier, denn ein Schüler hatte Geburtstag und danach wurden die Reste des gestrigen Festmahles aufgeteilt und mit Verstärkung einiger Softdrinks gegessen. Nach einer langen Mittagspause, die zum Fußballspielen, Gegend-Erkunden oder einfach nur zum in der Sonne liegen genutzt wurde, machten wir uns abmarschbereit und gingen zu einem speziellen Wanderlehrpfad, der mit Informationsschildern bestückt und gut ausgebaut war. Zufälligerweise kamen wir dort auch an einem kleinen Bergbach vorbei. Diese Chance blieb nicht ungenutzt und zwei kältefeste Schüler sprangen in die Fluten um sich eine “kleine” Abkühlung zu gönnen. Diese konnten sich dann auf dem Rückweg auch einigermaßen trocknen und in den Bus steigen, der uns wieder nach Ávila brachte. In Ávila machten wir uns dann auf den Weg nach Hause, um die einem schon ein bisschen ans Herz gewachsene Stadt, mit Feiern zu verabschieden. Da das Wochenende ja schon Einzug hielt, konnte man auch das Nachtleben Avilas bewundern und den sehr preiswerten Bars und Disco-Bars einen Besuch abstatten, um in Ruhe den Abschied zu feiern und die lehrreiche Woche ausklingen zu lassen.

Samstag, der letzte Tag in Spanien, war angebrochen. Es war 8 Uhr und die Schüler schleppten sich mit ihren Koffern in Richtung Bus. Nach der Abfahrt, - man hatte nichts und niemanden vergessen, nickte der ein oder andere noch einmal ein, vielleicht weil der Nacht für manche dann doch etwas zu kurz geraten war. In Madrid angekommen, konnten wir glücklicherweise schon unser Gepäck einchecken und mit der U-Bahn weiter ins Zentrum fahren. An der Plaza Mayor wurden uns dann Stadtpläne ausgehändigt, mit denen wir Madrid dann selber erkunden durften. Viel gab es auf jeden Fall zu sehen, zu viel eigentlich, da man nur ein paar Stunden Zeit hatte. Manche nutzten das Programm, welches die Touristik-Busse anboten, andere liefen auf eigene Faust los, um z.B. das Hard Rock Cafe zu besuchen oder im Corte Inglés, einem riesigen Kaufhaus shoppen zu gehen. Außerdem konnte man die Zeit nutzen, ein letztes Mahl in Spanien zu sich zu nehmen. Die Chance etwas typisch Spanisches zu essen wurde wohl eher weniger genutzt, da die Stadt mit Fastfoodketten gepflastert schien, allerdings litten wir auch unter Zeitmangel, deswegen sollte man diese Ausnahme ja verzeihen können.

Nachdem wir uns wieder alle getroffen hatten, fuhren wir wieder zurück an den Flughafen und machten uns bereit ins Flugzeug zu steigen. Der Flug selber verlief ruhig und schnell, einen einzigen Grund zur Beunruhigung lieferte der Pilot, als er sagte, wir würden nach Barcelona fliegen. Durchaus ein tolles Ziel, allerdings ist es dann doch wieder verständlich, dass man eigentlich nach Deutschland wollte. Glücklicherweise war es nur ein kleiner Fehler und unser Ziel war wirklich München. Angekommen sind wir gut, die Landung war fehlerfrei und nach dem Klatschen fanden wir uns auch gleich bei der Gepäckannahme wieder. Und nachdem man das Gepäck abgeholt hatte und sich von den Mitschülern und den Lehrkräften verabschiedet hatte, war sie vorbei, unsere tolle und einzigartige Spanienfahrt.

Nochmals vielen Dank an die Lehrer, denen wir es zu verdanken haben, dass wir so eine tolle Woche haben durften !

 

Markus Jakob